Session 1938/39
Äöhlske Karneval
von Alfred Rudolph

In Aohlen is siet langen Jaohr`n       
kien Karneval mähr west,
Offschon et doch wull alle Tied
No was dat schönste Fest.
De  aollen Lüe, de fraogt daono
De drewen´t jüst äs wie,
Se maoken Fastnachtsmuondag blao
Un Dienstags nao daobi!

Wu maok de erste Fastnachtszug
sick doch so schön un nett,
De Grauten un de Kleinen
De laipen alle mett.
De Fraulüe fünnen sick tohaup
Wull bi den Kaffeepott.
De Mannslüe tröcken se dedüör
Jüst äs se´t ümmer daot.

Wu saog et Askermittwoch ut,
Et was doch rein to dull,
Es rullen in de Gausken sick,
und wör`n no störten vull.
De Kauplüe kreegen wahne Naut:
In't Fatt kien Härink mähr,
De Katzenjammer was so graut,
Wu gonk't in Aohlen hiär.

Genau so äs vüör fichtig Jaohr`n
Hefft wie et wier an Toch,
Denn van de oallen Narren
Dao liäwet weck noch.
Een van de aolle Generation
Is vandage no daobi:
Richard Schlesinger seg: „Nu laot`män gaohn,
Ick kann`t no jüst äs Ji!“

So fiert wie dat schöne Fest
Äs`t fröher was so Bruk,
In Mönster, Köln un manchet Nest,
Dao makt se dat jä auk.
Wärt Diene Been dan wackelig,
Sett Di man op de Mäs,
Drink Di dann dull und duselig,
Bis Du kien Geld mähr häss.

Fastaobend sett de Arbeit ut,
Bloß Friärten gifft un Supen.
Un wenn et Askermittwoch is,
Gifft graue Järft tom Pupen.
´nen Kump vull Häringe gifft daobi,
Hä Du dat wull verstaohn,
De Kater geiht dann auk ut Di
dann sallt wull wier gaohn.

Freie Übersetzung:
In Ahlen ist seit langen Jahren kein Karneval mehr gewesen.
Obschon es doch immer das schönste Fest war
Die alten Leute fragen danach; denn sie trieben es genau wie wir (1938/39)
Sie machren Fastnachtsmontag blau und Dienstag noch dazu
.
Wie war der erste Frastnachtszug doch so schön und nett.
Die Großen und die Kleinen sie liefen alle mit.
Die Frauen fanden sich beim Kaffeepot zusammen
und zogen die Männer durch den Kaffee, wie sie  es immer tun.

Wie sah es Aschermittwoch aus
es war doch viel zu toll.
Sie rollten sich in der Gosse und waren sturz besoffen.
Die Kaufleute waren in großer Not,
Sie hatten keinen Hering mehr im Faß.
Der Katzenjammer war sehr groß,
Wie hoch ging es doch in Ahlen her.

Genau so wie vor fünfzig Jahren
haben wir es wieder zugange,
Denn von den alten Narren leben noch einige.
Einer von der alten Generation
ist heute noch dabei:
Richard Schlesinger und er sagt:
„Nun  laßt es mal gehen ich kann noch feiern wie ihr.“

So feiern wir das schöne Fest
so wie es früher Brauch war.
In Münster, Köln und anderen Orten
feiern sie ja auch.
Werden deine Beine dann wackelig,
dann setzt dich auf deinen Hintern
Trink so lange weiter, bis du kein Geld mehr hast.

An Fastnacht wird nicht gearbeitet
es wird nur gegessen und getrunken
und wenn Aschermittwoch ist,
gibt es graue Erbsen zum Pupen
Einen Topf voll Heringe gibt's dabei
Hast du das wohl verstanden?
Der Kater geht dann auch bald vorbei
und die Normalität setzt wieder ein.

Anmerkung: Richard Schlesinger wurde nach dem Krieg Mitte der fünfziger Jahre Generalzeremonienmeister und wurde in einer Kutsche im Rosenmontagszug gefahren.
Dr. Antonius John, geboren „Im Kühl“ im Nachtjackenviertel, schreibt in der AV vom 27. März 1983 mit der Überschrift: Tausend Jahre - vor Ort
Bei dem im Jahr 1937 in Ahlen eingeführten Karnevalsumzug gab es viel echten Humor und sehr viel Spaß. Zeremonienmeister Richard Schlesinger machte seine Possen - ein großer Karnevalist, der schon in den achtziger Jahren (vor 1900) des vorangegangenen Jahrhunderts seine Auftritte hatte.

Nachtrag.
Im Hinterzimmer bei Beumers in der Wirtschaft Brandenburg, Nordstr. 45,  (Wirte-Ehepaar Alwine geb. Beumer und Adolf Schmidtmeier) stand ein elektrisches Klavier, welches auch normal bespielt werden konnte. Alfred Rudoph setzte sich bisweilen ans Klavier, sang den Gästen die  Lieder vor,deren Texte vorab verteilt worden waren. Die Anwesenden stimmten fröhlich ein.
Die Melodien wurden beliebten  Wander-, Soldaten- und Studentenliedern entliehen.
Beliebt war die Melodie des Liedes  Du alte Burschenherrlichkeit.....      

Rieke, wenn ich piepe, dann komm.
Rieke, wenn ich piepe, dann komm.
Du bist ja meine Rieke
und kennst ja meine Piepe,
drum Rieke, wenn ich piepe, dann komm!

Und unter einem Baume, ja Baume, ja Baume
da küßt ich ihre Fotografie Fotogra- Fotografie.

In Ahlen ist's gemütlich,
da gibt's ne Pferdebahn.
Das eine Pferd das zieht nicht,
das andere das ist lahm.
Der Kutscher ist besoffen
die Deichsel die ist krumm.
Und alle fünf Minuten
da fällt die Kutsche um.
Wie sind von Aohlen, wie sind von Aohlen,
wie häpt 'nen Piepken mit'n Kanülleken dran
und alles watt von Aohlen kumt
dat supp, dat supp, das supp