Kiek es drin und die Osterkerze in St. Marien zu Ahlen

1997 3

OsterkerzeNach den bei Werner Fischer deponierten Unterlagen (Rechnung) wurde von ihm die erste Osterkerze für die Kath. Kirchengemeinde St. Marien in Ahlen am 1. März 1973 bei dem Besitzer der Kerzenfabrik Jaspers in Hopsten, Herrn Ludger Jaspers, bestellt. Die Kerze wurde ausgeliefert am 8. März 1973 durch den Vertreter der Firma Jaspers, Herrn Rauf, wohnhaft in Ahlen. Der Preis betrug 75 DM + 11 % MWST = 8,25 = 83,25 abzüglich 2 % Skonto = 81,58 DM. Die 1. Kerze trugen Conrad Graever, Pit (Heinrich) Mense, Werner Fischer und (Gustav Edelhoff)? nach Abstimmung mit der Geistlichkeit in St. Marien zu Pfarrer Ignatz Overlack, der krank im St. Franziskus-Hospital Ahlen lag. Sie zeigten ihm die Osterkerze und wünschten bei dieser Gelegenheit gute Genesung.
Diese abendliche Aktion, einen bettlägerigen kranken Geistlichen im Krankenhaus zu besuchen, fanden alle gut, jedoch wollte zunächst aus Ehrfurcht gegenüber einem katholischen Priester niemand mitgehen. Am 8. Mai 1973 starb Pastor Ignatz Overlack.
In den nachfolgenden Jahren, insbesondere zu der Zeit, als das Kiek es drin-Mitglied Herbert Vennemann Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Marien war, sowie Conrad Graewer, Pit Mense und Werner Fischer Mitglieder des Pfarrgemeinderates waren, wurde die Osterkerze, versehen mit dem plastischen Schriftzug „Kiek es drin“ auf der Rückseite, Herrn Pfarrer Paul Hövels am Palmsonntag in der Marienkirche durch den jeweiligen Baas in feierlicher Form übergeben. Eine Protokolleintragung von der Versammlung auf dem Dachgarten des Hauses Hellstr. 18 vom 8. April 1986 lautet: Es wurde beschlossen, dass Maria Mersmann den Rest der Osterkerze von 1985 erhält. Es wurde für die Zukunft folgender Beschluß gefaßt: a) Jedes Jahr (wie schon in den vergangenen Jahren) stiftet der „Kiek es drin“ der Kirche St. Marien die Osterkerze. b) Der „Kiek es drin“ bekommt den Rest der vorjährigen Osterkerze zurück. Diesen Rest der Osterkerze bekommt das älteste Mitglied von Kiek es drin, es sei denn, in dem Jahr ist ein „Kiek es drin-Mitglied“ gestorben. Dann bekommt die Witwe oder der Witwer die Osterkerze. Conni (Conrad) Graewer und Werner Fischer überreichten Maria Mersmann 1986 in würdiger Form die Osterkerze, weil unser damaliger Baas Heinz Mersmann im Alter von 72 Jahren am 24. Februar 1986 verstorben war. Pastor Paul Hövels, Nachfolger von Pastor Ignatz Overlack, legte den Schwerpunkt seiner Aufgaben u.a. in den Satz „Kirche ist Gemeinde, Gemeinde ist Kirche“. Wenn er die Vorabendmesse zum Palmsonntag zelebriert hatte, kam er zur Kerzenübergabe in weißer Albe und Stola aus der Sakristei zurück an den Altar. Die Männer von „Kiek es drin“ schritten mit der Kerze durch den Mittelgang zum Altar und stellten sich rings um ihn auf, während die Damen in den vorderen Bänken Platz nahmen. In späteren Jahren ordnete man sich gemeinsam um den Altar herum. Pastor Hövels fand stets passende Worte z. B. sprach er über die Bedeutung der Osterkerze oder auch über andere Themen, die sich auf das Licht, das Leuchten, Erleuchten beziehen. Er fügte in den meisten Begegnungen ein paar persönliche Worte an. Nachdem auch der Baas ein paar Worte gesprochen hatte, übergab er dem Pastor die neue Osterkerze und der Pastor wiederum gab den Rest der alten Osterkerze an den Baas zurück. Danach wurde ein gemeinsames „Vater unser“ und „Gegrüßet seist du Maria“ gebetet.
Anekdote: Pastor Hövels informiert die zukünftigen Kommunionkinder über den Altarraum in St. Marien und stellt die Osterkerze vor verbunden mit der Frage: Was bedeutet auf der Rückseite die Schrift „Kiek es drin“? Die Antwort der Kinder: „Das ist Latein und das können wir nicht.“

Ein Vorschlag, die Osterkerze auch einer anderen Kirchengemeinde zu schenken, fand keine Abstimmungs-Mehrheit.
Da der neue Pastor Hubert Schöning von St. Marien mit den Riten des Freundeskreises, des ältesten Fastnachtsclubs Ahlens, nicht vertraut war, wurde ihm nachfolgender Vorschlag angeboten. Die „Kiek es drin-Mitglieder“ treffen sich nach der Vorabendmesse im Turm der Marienkirche. Die Damen in dunklem Mantel und Hut. Die Herren in schwarzem Anzug, roter Weste mit Orden und rotem Zylinder. Der Pastor kommt im Roschett oder weißer Albe und Stola mit zwei Meßdienern/rinnen aus der Sakristei, begleiten den Pastor bis zum Altar und holen dann die im Turm wartende „Kiek es drin-Familie“ ab. Messdiener und Pastor gehen zum Altar mit Blick zum Turm. Die beiden Messdiener gehen weiter durch den Mittelgang der Kirche zum Turm und holen die „Kiek es drin-Familie“ ab. Auf dem Rückweg zum Altar flankieren die beiden Meßdiener den Präsidenten, der die neue Osterkerze trägt und alle folgen ihnen singend gemessenen Schrittes.
Die beiden Messdiener schreiten links und rechts des Altares zum Pastor.
Vor dem Altar übergibt der Präsident die neue Osterkerze an den Baas, beide verneigen sich und der Präsident wie auch der Baas reihen sich mit ihrem Gefolge um den Altar herum. Der Pastor hält eine Ansprache und empfängt vom Baas mit begleitenden Worten die neue Osterkerze, die er auf einen Kerzenleuchter stellt. Lied: Wahrer Gott, wir glauben dir. Danach übergibt der Pastor die alte Osterkerze an das „Kiek es drin-Mitglied“, das laut Beschluß in dem Jahr die Osterkerze erhält. Wir beten gemeinsam: Vater unser - Gegrüßet seist du Maria. Wir erhalten vom Pastor Schöning den Abendsegen Lied: Großer Gott, wir loben dich. Dabei gehen alle prozessionsartig mit dem Pastor zum Turmausgang. Der Pastor verabschiedet sich von uns mit Handschlag vor dem Portal draußen, bei schlechter Witterung im Turm. Danach geht er mit seinen Messdienern zurück in die Sakristei.