Oststrasse Plattt

Von der Oststraße in Ahlen um 1890

Was sich im Plattdeutschen Kreis zusammen getragen hat.
Ahlen, Donnerstagabend kam der Plattdeutsche Kreis vom SGV Heimatverein wieder bei Fritz Geisthövel in der Freiheit zusammen. Der Kreis war diesmal größer geworden und man war sehr fleißig gewesen um die alten Zeiten von Ahlen und den Begebenheiten festzuhalten.
Heimatfreund Jäwerd hatte ein Papier mitgebracht, wie die Oststraße um 1890 aussah. Er erzählte, dass vor Dreiviertel aller Häuser damals Scheunentore ( Niendüörn) waren und das mit Recht, denn die alten Paohlbürger betrieben größtenteils handwerkliche Arbeit, Ackerbau und Viehzucht. 1880, also vor 75 Jahren, hatte jeder Anwohner von der Oststraße seine Kuh im Stall, auch Dr. Bennemann. Vor den meisten Häusern lag ein großer Misthaufen. Als 1898 Bürgermeister Corneli (sein Vorgänger Hagemann war seit 1874 am Ruder gewesen) nach Ahlen kam und die Misthaufen nicht riechen konnte, machte er kurz darauf Remedur (
Abschaffung von Missständen).
Als wir das Jahr 1900 schrieben, waren auf der Oststraße alle Misthaufen restlos verschwunden, wenn auch teilweise mit großem Verdruß mancher Bürger.
Die Oststraße fing an der Marienkirche an, mit ungeraden Hausnummern von 1- 53 und an der anderen Seite bei Nahrath mit geraden Nummern 2-74. Lassen wir uns zuerst mit der Sonnenseite anfangen!
Marienkirche (1902 abgebrochen und neuerbaut und im Oktober 1904 eingeweiht).
Tombrock (heute Jürs & Co.), war Bauer, Bäcker und Wirt. Hier gab es für fünf Pfennige einen großen Schnaps, für einen Groschen (Zehn Pfennige) einen halben Schoppen, und für das Übernachten nahm Tombrock bloss ein Kassmännken (25 Pfennige). 2017 =
Daniel Rosenberg (später Uhren Pollmeier, Dellwig).
Isack Rosenberg (Textil-Schulz)
Münstermann (Gasthaus zur alten Waage) zu diesem Wirtshaus sagten die Bürger damals „Börse“. Hier gab es einen guten Münsterländer Korn, der Liter für 65 Pfennige.
Schmidtmeier Theodor besteht heute noch durch seinen Sohn Heinrich.
Schmidtmeier Josef, Bäcker (Kaisers Kaffee-Geschäft und Fischhalle).
Um Verwechselungen auszuschließen sagte man zu dem Klempner Schmidtmeier „Tinnen- Terro (Tinnen = Zinn und Terro = Theodor) Das war keine Beleidigung, denn in seinem Fach war Theodor ein Meister der seinesgleichen suchen konnte.
Spiegel, seit 1898 Emil Schulz (Volksbank).
Geschwister Ostermann - Heinrich, Johannes und Anna (Lücke), Heinrich war ein alter „53“, hatte 1864 mitgemacht und hatte an der Erstürmung von den „Düppeler Schanzen“ mitgeholfen. 1866 ist er auch mit dabei gewesen.
Gumpert Jacob (Recker).
Portmann Theodor, nun auf der Gerichtsstraße (Otto Mess)
Overhage Heinrich (Boje Nachf. und Brillen-Krüger)
Ostermann Bernhard (Sickler und Schauerte)
Heimann Wwe. Thalia-Theater
Postamt, 1888 durch Kanzleirat Rolf gebaut
Gutenberghaus, (Sommer und Roling)
Brockmann-Niesing Wwe. Frau „Gretken“, war jahrelang Depeschen-Botin (Hartmann).
Hinteler Hermann, noch im Besitz
Rolfs, Schnapsbrennerei (Wilhelm Hufnagel), Mühlensiepen und Gamba).
Rolfs Schuppen (Wehrmann und Lieftüchter).
Seiler Ferdinand, (Krämer-Westhölter).
Rolmann David, nachher Julius (Brühl und Lerley).
Westhölter, nachher „Mutti“, hier war bis 1888 die Post, (Café Günnewig).
Evangelische Kirche, besteht nur noch und war bis 1898 auch Schule
Jackenkroll Matthias, Wirt, (Niederberghaus, Niemeyer und Soboll).
Gretenkort Bernhard, Wirt, nun noch drin. In diesen beiden Wirtshäusern wurden damals die meisten „halven Schoppen“ getrunken.
Und nun die Schattenseite
Nahrath Stephan (Schmuckkästchen, Schatulle und Wilhelm).
Bankamp Josef, (Stadtschänke und Drogerie Mümken).
Sommer Everhard, vorher Josef , nun noch drin.
Ostermann Albert, nun noch drin
Leifeld, Schuhgeschäft, nun Sohn Johannes
Wältermann R. Drechslermeister, nun noch drin
Koch Wilhelm, Schneidermeister (Halene und Leihbücherei Brockmann)
Bonkhoff, Kappenmacher, (Glück-Auf-Apotheke)
Lehmkuhl Heinrich (Wirtschaft Helm)
Frigge, nachher Dickebohm (Klosterstuben).
Spiegel Simon, (Erdmann und Daldrup),
Münstermanns Getreideschoppen, steht heute noch Vienhues Bernhard und Schlottböller (Schuhhaus Nord-West).
Pompejus Johannes (Tebbe)
Klostermann Heinrich, nun noch drin
Jütting Caspar, Wwe. (Leder-Arnemann)
Kelling Bernhard, (Polstergeschäft Niehuaus)
Köttendrop Heinrich, nachher Ignatz Üter (Tengelmann)
Portmann Bernhard, (Uhren Deiter)
Heumann Wilhelm, festangestellter Choralsänger in der Marienkirche (Gahrmann und Muer)
Pompejus Heinrich, (Ludwig Deiter) er hat 1870 migemacht und war der Vater vom „großen Geist“, der den Kostgängerverein „Wurzelgemüse“ gründete.
Neuhaus Franz, nun noch drin
Schomaker & Co. Mechanische Plüschfabrik, um 1860 gegründet (Wilhelm Spitthöver)
Schomaker Anton (Bürgel und Neumeyer) Kaffeegeschäft Pereluk
Kemper Caspar, nun Kemper Peter, nun noch drin. Das Haus liegt in der Geitlingsstiege und gehört amtlich nach der Oststraße (Fahrradwache).
Dr. Bennemann, Doktor Hagelstange und Schuhhaus Rhein-West, 1890 waren in Ahlen nur 2 Doktoren - Dr. Bennemann und Dr. Schmitz. Der. Bennemann hat mit über 65 Jahren noch das Fahrradfahren gelernt. Friseur Vaupel hat ihm dabei geholfen.
Hufnagel Wilhelm hat 1870 migemacht. Hier steht heute die Normaluhr.
Westhölter Bernhand (Strickmann). Konsumverein von der Strontianit-Gesellschaft (Konsumverein Dortmund-Hamm)
Küper Wilhelm, nun noch drin
Leuer H. (Uhlenkamp, Rexhausen Fotograf, Reformhaus und Kerkmann)
Krämer Wilhelm, ist noch drin
Linnemann Heinrich, noch drin
So! Das ist das Bild von der Oststraße von 1890. Seitdem ist viel Wasser durch die Werse geflossen und viel hat sich seitdem geändert. Und was ich anfangs sagte, hatte 1880 jeder in seinem Haus auf der Oststraße eine Kuh im Stall stehen. Dann will ich zum Schluß auch noch verraten, dass die letzte Kuh auf der „Millionenstraße“ vor vier Jahren bei Wilhelm Krämer im Stall stand. Ob jetzt noch, weiß ich nicht. Schön wäre es auf jeden Fall.
Heimatfreund Jäwert bekam viel Beifall für seine Schilderung von der Oststraße. Und dann war wieder Jans Wiese mit 2 Kapiteln aus Wibbelts's „Haus Dahlen“ an der Reihe. Zum Schluß waren alle so angetan, dass kurzweg beschlossen wurde, zum Theaterspiel der Abendgesellschaft des Münsterschen Zoos zu fahren. Dann sangen alle das Lied von „Pastor sine Kauh“. Welch ein Klang!
Mit einem Spruch steuerte Heimatfreund Kleinevers zum Ende des Abends bei.